Die meisten kennen das Szenario aus dem Spielfilm „Armageddon“ (1998) mit Bruce Willis und Ben Affleck: Ein Asteroid rast auf die Erde zu und bedroht die Menschheit. Er kann erst in letzter Minute mit Hilfe von Nuklear-Sprengsätzen gestoppt werden. Aus dieser ScienceFiction könnte in naher Zukunft Realität werden. Denn ein Jahr nach dem Spielfilm wurde der Asteroid „Bennu“ entdeckt, der tatsächlich mit einer Geschwindigkeit von 101.000 km pro Stunde (zum Vergleich: Lichtgeschwindigkeit beträgt 300.000 km pro Sekunde) auf die Erde zurast. Ein Impact würde zu einer Katastrophe biblischen Ausmaßes führen. Und wie im Film plant die NASA inzwischen tatsächlich, Bennu mit Hilfe von Nuklear-Sprengsätzen aus seiner Bahn zu werfen (Codename „Hammer“). Mit dem kleinen, aber für uns beruhigenden Unterschied, dass man in der Realität noch ungefähr 117 Jahre Zeit hat, um die Aktion durchzuführen.
Fakten: Was ist über den Asteroid Bennu bekannt?
Der Asteroid Bennu wurde am 11. September 1999 entdeckt. Er zählt zum den Asteroiden des Typs Apollo, das sind die, die potentiell die Erde treffen könnten. Sein Durchmesser beträgt 492 Meter. Zunächst wurde er ganz schnöde „1999 RQ36“ genannt, aber am 1. Mai 2013 nach einem Schüler-Wettbewerb (!) von der NASA auf den Namen „Bennu“ getauft.
Viel mehr gesicherte Fakten gibt es bislang nicht. Das Problem ist, dass alle weiteren Berechnungen von der Beschaffenheit des Asteroiden abhängen. Eine entscheidende Frage ist dabei, aus welchem Material dieser Brocken besteht. Nur wenn man die Zusammensetzung abschätzen kann, kann man daraus das Gewicht von Bennu ableiten. Und nur wenn man das Gewicht kennt, kann man die Flugbahn von Bennu einigermaßen exakt berechnen. Mit mit fast einem halben Kilometer Durchmesser wäre so ein Asteroid zwar einen große Bedrohung für die Erde – aber gemessen an den kosmischen Dimensionen ist es nur ein Winzling. Daher lassen sich aus der Observation mit herkömmlichen Teleskopen kaum eindeutige Rückschlüsse ziehen. Nach bisherigen Erkenntnissen und Berechnungen muss man bislang davon ausgehen, dass Bennu eine Masse von 62 Millionen Tonnen hat, das entspricht einer Dichte von 0,97 t/m³. Die berechnete Bahnabweichung (Ungenauigkeit der Flugbahn) beträgt ca. 160 km.
Auf Basis dieser Daten führt die Berechnung zu dem Ergebnis, dass es am 25. September 2135 zu einer Kollision mit der Erde kommen könnte. Findige Redakteure haben bereits errechnet, dass der Asteroid-Impact die Zerstörungskraft von 80.000 Hiroshima-Atombomben hätte. Mit Weltuntergangsberichte steigern die Auflage. Es gilt jedoch als ziemlich sicher, dass der Asteroid Bennu an diesem Tag mindestens zwischen Erde und Mond hindurchfliegen würde – und das wäre so oder so schon sehr nahe. Zudem würde das wahrscheinlich zu einer leichten Ablenkung der Bennu-Umlaufbahn führen, die eine Kollision mit der Erde Ende des 22. Jahrhunderts noch deutlich wahrscheinlicher machen würde.
Aber: wie gesagt: es gibt noch eine Reihe von uneindeutigen Parametern in diesen Berechnungen.
Raumsonde OSIRIS REx
Genau hat die NASA am 9. Septmeber 2016 eine Sonde mit Namen „Osiris Rex“ ins All geschossen. Sie erreicht voraussichtlich im August 2018 den Asteroiden Bennu. Dort soll sie viele Fotos machen, die Oberfläche erkunden und mit Hilfe eines gewaltigen „Staubsaugers“ eine ca. 2 kg große Gesteinsprobe aufnehmen, die sie dann zurück auf die Erde bringen soll. Die Rückankunft wird im Jahr 2023 erwartet. Wie das „Annäherungsmanöver“ genau ablaufen soll, ist in diesem Fachbeitrag beschrieben.
Welche Flugbahn hat Asteroid Bennu?
Der Asteroid Bennu umkreist die Sonne in einer ähnlichen Entfernung wie die Erde. Dafür benötigt er rund 436 Tage. Allerdings ist die Umlaufbahn leicht gekippt im Vergleich zu derr Ebene, auf der sich die Erde um die Sonne dreht. Das führt dazu, dass es nur relativ wenige Überschneidungspunkte gibt. Ein solchen Tag, an dem sich beide Körper auf ihrer Bahn exakt treffen würden, ist nach heutigen Berechnungen der 25.09.2135.
Die folgende Grafik veranschaulicht die beiden Umlaufbahnen von Bennu und der Erde sowie den Kurs der Raumsonde OSIRIS REx.
Eine Reihe von Videos mit der exakten Umlaufbahn sowie der Flugbahn der Raumsonde findet man auf dieser Seite der NASA.
Die Raumsonde steht kurz davor, in eine Umlaufbahn des Asteroiden einzulenken. Sie hat derweil ein Foto zur Erde geschickt, dass die Erde und den Mond zeigt. Beeindruckend …
Billiard im Weltall: Rammbock „Hammer“ soll Bennu aus der Bahn werfen
Die NASA hat nun gemeinsam mit dem Lawrence Livermore National Laboratory und dem Los Alamos National Laboratory ein Programm aufgelegt, das den Codenamen „HAMMER“ trägt. Ein HAMMER (Hypervelocity Asteroid Mitigation Mission for Emergency Response Vehicle) soll ist demnach eine 9 Meter lange Rakete, die mit ihren fast 9 Tonnen Gewicht gegen Bennu fliegen soll und ihn durch den Anstoß in seiner Flugbahn abdrängen soll. Die Forscher gehen davon aus, dass man mehrere solcher „HAMMER“ benötigt, um erfolgreich zu sein. Allerdings ist es nicht so einfach, einen Asteroiden mit 100.000 Stundenkilometern im Weltall wirklich exakt zu treffen.
Alternativ dazu wird aber auch über den Einsatz eines nuklearen Sprengkörpers nachgedacht.
Wie auch immer: es ist noch mehr als ein Menschenleben Zeit, um geeignete Maßnahmen zu überdenken und durchzuführen.
Neben Bennu soll es nach Berechnungen der Sternenforscher noch rund 1 Millionen weiterer Asteroiden geben, deren Umlaufbahn sich potentiell mit der der Erde kreuzen könnten. Glücklicherweise haben solche Fragen im Weltall meist astronomisch kleine Wahrscheinlichkeiten.
Aber in jedem Fall sollten solche Nachrichten dazu anregen, sein Leben zu reflektieren und so gut es geht aktiv, konstruktiv und positiv zu gestalten. Nicht morgen, sondern heute.